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MEG-Tagung 2014

So war´s: Ein Rückblick auf die Jahrestagung der Milton-Erickson-Gesellschaft

Nun ist sie vorbei, die alljährliche Jahrestagung der M.E.G. im malerischen Bad Kissingen. Vom 27. bis 30. März drehte sich dieses Mal alles um „Sucht, Sehnsucht und Visionen“ vor dem Hintergrund der Hypnotherapie. Über 1000 Fachleute fanden sich zusammen, um sich in Vorträgen, Workshops und Seminaren diesen Themen zu nähern.MEG-Tagung 2014

  Wenn wir an Sucht denken, denken wir gern an die Klassiker: Alkoholsucht, Tablettensucht, Kokainsucht etc. Doch letztlich kann alles, was Menschen tun und lassen, exzessiv betrieben werden, der Kontrolle entgleiten und in süchtiges Verhalten münden. Aber woran kranken, wonach verlangen wir Menschen eigentlich? Wie wird man wonach süchtig? Was hat das mit unseren Sehnsüchten zu tun? Und wie können wir die mögliche Sehnsucht hinter einer Sucht erkennen? Wollen wir vornehmlich Unlust und Leiden vermeiden, Gefühle betäuben, die wir glauben nicht ertragen zu können? Oder suchen wir direkte Wege in die Transzendenz, um dem rein weltlichen, nüchtern besehen möglicherweise sinnlos erscheinenden Dasein entfliehen zu können? Oder aber könnte süchtiges Verhalten von der Suche nach exzessiver Lust oder grenzüberschreitenden Erfahrungen getrieben sein? Auf die wie immer besondere Weise wurde auch in diesem Jahr der Versuch – aus meiner Sicht erfolgreich – unternommen, über den Tellerrand zu schauen, um nicht nur die klassischen Süchte ins Scheinwerferlicht zu stellen.   Vielmehr wurde auch ein nachdenklich stimmender Blick auf unsere Sucht nach Anerkennung, Erfolg, Sinn, Glück, Wohlstand etc. geworfen. In einem der Workshops wurde so auch herausgearbeitet, dass es heutzutage sogar „in“ ist, die 7 Todsünden auszuleben – wer kennt ihn nicht, den Werbespruch „Geiz ist geil“? Wohin am Ende diese Süchte der Menschheit führen können, wurde sehr eindrucksvoll am Eröffnungstag (27.03.14) im Vortrag von Thomas Köhler („Affluenz, Suffizienz, Resilienz – Vom Aufstieg und Fall der Wohlstandssüchte“) beleuchtet. Die Gesellschaft und die ganze Menschheit stehen wohlmöglich an einem Wendepunkt. Denn unser momentaner Lebenswandel bringt mit sich, dass wir die Ressourcen von 3 (!) Welten verbrauchen. In den Abendnachrichten am 30.03.14 wurde passend dazu über den aktuellen Klimareport berichtet, dessen Ergebnisse auf drastische klimatische Veränderungen in naher Zukunft hinweisen. Die Erwärmung der Meere führt bereits jetzt dazu, dass erste Fischschwärme in Richtung der kälteren Regionen abwandern, was wiederum zu einer Nahrungsverknappung in bestimmten Teilen der Welt führt. Was können und was müssen wir tun, damit ein Crash verhindert werden kann? Nach derzeitigen Berechnungen und wenn sich nichts verändert, ist damit um 2050 zu rechnen. Dann kippt das System Erde. Aufwachen ist das Gebot der Stunde, raus aus dem Alltagstrott, der Alltagstrance, stattdessen handeln mit dem Bewusstsein dafür, dass jede unserer Handlungen unweigerlich ein Ereignis nach sich zieht.   Neben den nachdenklich stimmenden Inhalten gab es auch Beeindruckendes: Am Samstagnachmittag habe ich wegen eines Insider-Tipps meine ursprünglich geplante Workshopteilnahme überdacht und bin zum Workshop „IRT“ (Imaginative Resonanz Therapie) gegangen. Die Dozentin kündigte an, dass der Entwickler der Methode entgegen aller Planung doch zum Workshop kommen würde. Und dann kam er, der 93-jährige Paul Meyer. Es war berührend und wirklich beeindruckend mit welch einem Willen und klarem Geist er dem 3-stündigen Workshop beiwohnte, selbst in die Inhalte einführte und am Ende auch eine Einheit praktisch angeleitet hat. Und neben diesen „Randerscheinungen“ ist auch die Methode selbst so verblüffend, dass ich mich weiter einarbeiten werde, um diese schließlich auch als Werkzeug in mein Repertoire mit aufzunehmen.   Schön war es auch, den grandiosen Gunther Schmidt erneut live erleben zu können, der in seiner unnachahmlichen Art mit viel Witz und spielerischer Leichtigkeit zum ernsten Thema „Sucht“ den Hauptvortrag zum Ausklang der Tagung am Sonntag, den 30.03., hielt. Seiner Aussage, dass hinter jeder Sucht eben eine Sehnsucht steckt, kann ich nur zustimmen. Und diese Sehnsucht nach etwas ist grundsätzlich richtig und gut. Lediglich der Weg bzw. die Methode, um das Ziel zu erreichen, ist kritisch zu betrachten, da diese Methode zumeist ungesund ist.   Nach der Tagung ist vor der Tagung. Ich freue mich auf 2015, wenn es dann heißt: „Hypnotherapie: Trancephänomene in Therapie und Gesellschaft“.